Bericht “SkyRun Frankfurt 2012”

SkyRun Frankfurt 2012 (mit Thomas Dold)Vorletzten Sonntag nahm ich am 6. SkyRun im Frankfurter Messeturm teil, bei dem auch der Europameister im Treppenlauf ermittelt wurde. Da ich seit knapp vier Jahren in Frankfurt arbeite und somit täglich den imposanten Messeturm sehe, hat mich dieser Wettbewerb schon immer sehr gereizt. Letztes Jahr konnte ich krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen. Das war vielleicht auch besser so, denn mit meinem alten Gewicht hätte ich mich noch mehr die Treppen nach oben quälen müssen. Mit einem deutlich geeigneterem Gewicht wollte ich es dieses Jahr jedoch wissen.

Die Vorbereitung für diesen Treppenlauf gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Ein Treppenhaus zu finden, in dem man trainieren durfte, war gar nicht einfach bzw. so gut wie unmöglich. Glücklicherweise konnte ich im Gebäude meines Arbeitgebers (15 Etagen) einmal kurz trainieren. Ansonsten blieb mir nichts übrig, als kleinere Treppen mehrfach hoch und runter zu laufen. Auch die Himmelsleiter in Heidelberg war nicht das Gelbe vom Ei. Die Stufen war zu ungleichmäßig und auch schwierig zu laufen. Dennoch war das alles besser, als nichts speziell für diesen Treppenlauf zu tun.

Der Ablauf sah folgendermaßen aus. Zunächst gibt es einen Vorlauf (der eigentlich SkyRun Frankfurt), bei dem erst die Elite und anschließend Läufer wie ich starten. Die jeweils besten sechs Männer und Frauen kommen ins Halbfinale, das “nur” über 30 Etagen geht. Im Finale stehen schließlich die jeweils drei besten Männer und Frauen, die nochmals die vollen 61 Etagen bewältigen müssen. Dazwischen gibt es noch einen Kidsrun und einen Lauf von Feuerwehrmännern.

Mein Start war für 10:44:20 geplant. Ich war rechtzeitig dort und habe mich in der 22. Etage umgezogen, die für Männlein und Weiblein getrennt dafür zur Verfügung gestellt wurde. Da fuhr ich jedoch mit dem Fahrstuhl hoch. anschließend habe ich mir den Start der Elite angeschaut, die im Sprint ins Treppenhaus rannten. Der Start war ca. 30 Meter außerhalb des Messeturms. Danach lief ich mich ein wenig warm. Und dann war es soweit. Ich begab mich zum Start, wo es leicht regnete. Nicht gut für die Schuhe, denn im Treppenhaus konnte es auf den ersten Metern und Stufen recht rutschig werden. Daher entschied ich mich für den Adizero Tempo, der eine griffigere Sohle hat, als der Kinvara 3.

Nur noch vier Starter vor mir. So langsam werde ich nervös. Was kommt da auf mich zu? Ich versuche mich dem dreiundzwanzigsten Binden des Schnürsenkels abzulenken. Der muss schließlich sitzen und darf nicht aufgehen. Noch ein Läufer vor mir. Ich starte meine kleine Videokamera, die ich am Shirt befestigt hatte. Die Uhr tickt. Doch ich muss nochmal zehn Sekunden warten, da eigentlich noch jemand vor mir starten soll, der aber nicht da ist. 3, 2, 1, los! Ich renne über den roten Teppich von Cheerleadern links und rechts begleitet in den Messeturm.

Noch vor der ersten Stufe legt es mich wegen der nassen Sohle beinahe flach. Ich renne die Treppen hoch, ganz ohne Plan. Immer zwei Stufen auf einmal. Der Handlauf ist dabei hilfreicher als gedacht. Auf jeder Etage steht in großen Zahlen, wo ich mich gerade befinde. Nach 15 Etagen merke ich, dass mein Tempo zu hoch ist. Mein Puls ist schon längst bei 90%. Das ist genau der Punkt, an dem ich auch Neuland betrete, denn mehr als 15 Etagen hatte ich bisher noch nie am Stück bewältigt. Ich mache langsamer und gehe die Stufen “nur noch” flott hoch. Schließlich möchte ich oben ankommen.

Auf der 30. Etage befindet sich eine Kamera, die ein Live-Bild nach unten überträgt. Da möchte ich kurz zuvor nochmal das Tempo erhöhen, schließlich will ich mir ja keine Blöße geben. Bis dahin geht es recht gut voran. Doch zwischen der 30. und 50. Etage wird es richtig hart. Der Ablauf wird sehr monoton und die Zahlen an der Wand erhöhen sich viel zu langsam. Ich überhole 4-5 andere Teilnehmer, werde aber auch selbst einmal überholt. Das klappt alles besser, als gedacht. Doch so langsam geht mir die Puste aus und die Beine schmerzen. Egal, das werde ich schon irgendwie schaffen.

Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass grob gerechnet eine Zeit unter 10 Minuten möglich sein könnte. Auf den letzten 10 Etagen versuche ich daher noch einmal das Tempo ein wenig zu erhöhen, muss jedoch dann irgendwann feststellen, dass es mit der Sub10 nicht klappen wird. Dennoch gebe ich alles. 58, 59, 60. Nur noch eine Etage! Auf der 61. Etage geht es plötzlich links um die Ecke zum Ziel. Ich habe echte Probleme mich auf den Beinen zu halten, da ich durch das Laufen im Treppenhaus im Uhrzeigersinn einen Drehwurm habe. Mit letzter Kraft nehme ich die Kurve und laufe ins Ziel. Nach 10:18, 1202 Stufen und 61 Etagen habe ich es geschafft! Platz 96 in Europa. :)

Im Ziel ging es etwas eng zu. Dennoch gab es einen Wasserstand und ein paar Stühle. Nachdem ich mich ein wenig erholt hatte, ging ich in einen Raum, von wo man einen Blick auf Frankfurt hatte. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit und es war sehr bewölkt und regnerisch. Dennoch war der Ausblick beeindruckend. Anschließend fuhr ich mit einem Lastenaufzug die 61 Etagen komplett am Stück nach unten. Ich zog mir frische Sachen an und begab mich in den Eingangsbereich des Messeturms.

Kurz bevor ich gehen wollte, traf ich noch Thomas Dold, der die Ergebnisse des Vorrundenlaufs abwartete. Zu meiner Überraschung erkannte er mich und wollte wissen, wie es bei mir lief. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, u.a. auch über meinen Blog, den er gelegentlich liest. Plötzlich holte er eine Videokamera und ein Mikrofon aus seiner Tasche. Er hätte gerne ein paar Sätze von mir für seinen Youtube-Channel. Ich war so perplex und auch ein wenig aufgeregt (immerhin schauten plötzlich einige umstehende Läufer und Zuschauer neugierig auf mich), dass ich nichts Sinnvolles rausgebracht habe. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Ich bin gespannt, wenn das Video online geht. Thomas signierte noch mein Brennr.de-Shirt und ich wünschte ihm viel Erfolg für das Halbfinale und den Finallauf (den er dann auch in 6:30, nur 1 Sekunde über dem “Treppenrekord”, gewann). Ein wirklich sehr sympathischer Mensch.

Fazit
Der SkyRun im Frankfurter Messeturm ist eine außergewöhnlich Sache, die zwar sehr anstrengend war, aber auch Spaß gemacht hat. Im Nachhinein hatte ich das Gefühl, dass sich durch Treppentraining mein Laufstil, speziell der Beinhub, ein wenig verbessert hat. Daher kann ich mir gut vorstellen, gelegentlich einen Treppenlauf ins Training einzubauen. An der Veranstaltung gefiel mir, dass es trotz des ungewöhnlichen Austragungsortes eine Umkleidemöglichkeit gab. Im Vorfeld konnte man sogar zweimal an bestimmten Terminen im Messeturm trainieren. Nicht so schön fand ich jedoch, dass keine Medaille gab. Von den RunningTwins weiß ich, dass sie beim SkyRun Berlin eine Medaille und letztes Jahr sogar einen kleinen Pokal bekamen. Ich finde das echt schade, dass man für solch einen besonderen Lauf keine Erinnerung erhält. Ok, man konnte ein Teilnehmer-Shirt haben, das allerdings 10¤ kostete. Genauso enttäuschend finde ich, dass es kein einziges Foto von mir gibt. Es gab anscheinend keinen offiziellen Fotoservice, sodass ich hoffen musste, dass irgendein Hobbyfotograf ein Bild von mir machte. Doch da hatte ich, wie eigentlich immer, kein Glück. Immerhin habe ich mich mit Thomas Dold zusammen fotografieren lassen. Dieser fand den ganzen Ablauf etwas langatmig und für die Elite-Läufer recht unglücklich. Zwar lief ich nur den Vorlauf, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es etwas nervig ist, von 10 bis 17 Uhr die Zeit zu überbrücken. Seltsam fand ich auch die Ergebnisliste, denn ein Läufer ist fünf oder sechs Mal gestartet und erschien auch genau so oft in der Ergebnisliste. Meiner Meinung nach verzerrt das die Reihenfolge, denn z.B. in der Leichtathletik kann auch nicht ein Weitspringer drei Mal starten und dadurch eventuell die ersten drei Plätze belegen. Als ich diesbezüglich auf der Facebook-Seite des Veranstalters etwas Kritik äußerte, ging man damit mehr als unglücklich um. Ich wurde forsch angegangen und man löschte meine Kommentare. Einerseits würde ich nächstes Jahr gerne nochmal teilnehmen (um u.a. auch die 10min-Marke zu knacken), andererseits hat mich dieses Verhalten schon ein wenig verärgert. Mal sehen. Der Treppenlauf an sich hat schon Spaß gemacht und kann ich jedem mal empfehlen, es auszuprobieren. Etwas Abwechslung schadet nie und man trainiert dabei Muskelpartien, die beim normalen Laufen helfen können.

PS: Das Video ist leider nicht so recht etwas geworden. Viel zu wackelig und vom Blickwinkel schlecht. Schade. Wer es trotzdem sehen (und hören) mag, hier das Video.

2 Kommentare zu “Bericht “SkyRun Frankfurt 2012”

  1. Henrik

    Gut gemacht, mehr kann man bei seinem ersten Treppenlauf wirklich nicht erwarten. Die Unterteilung in Vorlauf, Halbfinale und Finale finde ich merkwürdig. Am Ende gewinnt sowieso Thomas Dold :smile: . Seit dem Lauf hast du keinen Respekt mehr vor großen Treppenhäusern, oder?

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