Bericht “Mannheim Halbmarathon 2013”

10. MLP Marathon Mannheim Rhein-NeckarVergangenen Samstag fand der “MLP Marathon Mannheim Rhein-Neckar” bereits zum zehnten Mal statt. Dieses Jubiläum wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und ging daher beim Halbmarathon an den Start. Als Mannheimer und zudem Leiter eines Seminars der Läuferakademie war es für mich eh selbstverständlich, dass ich daran teilnehme. Nicht nur reden, sondern auch laufen! Und nachdem der diesjährige Heidelberg Halbmarathon so gut verlief, nahm ich mir für Mannheim einiges vor. Eine Zeit unter 1:40 war geplant. Wenn es gut läuft, sogar eine neue PB. Da sich das Wetter jedoch extrem verbesserte und die Temperaturen für Läufer ungünstig hoch stiegen, war letzteres schnell vergessen. Doch nun von Anfang an.

Vor dem Start
Ursprünglich sollte mein Junior am KidsRun teilnehmen, für den wir auch ein wenig trainiert haben. Doch wie Kinder nun mal sind, kam alles anders, wie geplant. Und so machte ich mich ein wenig enttäuscht alleine mit der S-Bahn auf den Weg in die Innenstadt. Naja, vielleicht beim nächsten Mal. Ich hoffte noch meinen Kumpel zu treffen, der sich kurzfristig nachgemeldet hatte. Doch leider wurde auch daraus nichts. Stattdessen lief mir völlig überraschend der Tiger-Eddy über den Weg. Wir konnten jedoch nur kurz plaudern, da es bis zum Start nicht mehr lange war und ich mich noch ein wenig warmlaufen musste. Dennoch fand ich es schön, ihn zumindest mal getroffen zu haben. Ich war dem Startblock A zugeordnet. Da ich diesen etwas spät aufsuchte, war etwas schwierig hineinzukommen. Es klappte dann aber doch noch irgendwie und ich war bereit für den Start. Die Temperaturen bewegten sich um die 26-27 Grad, was natürlich alles andere als ideal war. Dennoch wollte ich auf eine Sub 1:40 starten und dann mal sehen, ob ich das Tempo halten kann.

Der Start
Um kurz nach 19 Uhr fällt der Startschuss! Ich laufe mit der Masse, achte aber darauf, nicht zu überpacen. Nur vereinzelt haben sich ein paar Läufer leistungsmäßig falsch eingeordnet. Es läuft einigermaßen gut, auch wenn der Puls recht schnell in die Höhe geht. Kein Wunder, es ist auch verdammt warm und schwül. Bis Kilometer 5 liege ich sehr gut in der Zeit. Habe sogar einen kleinen Puffer von ein paar Sekunden herausgelaufen. Ich nehme mein erstes Gel zu mir, trinke einen Becher Wasser und leere einen weiteren über meinen Kopf zur Kühlung.

Die Hitze macht sich jetzt immer mehr bemerkbar. Mein Puls ist inzwischen einige Schläge höher als sonst und bereits deutlich über meiner IANS. Das kann nicht gutgehen. Zwischen Kilometer 8 und 9 sehe ich es ein und nehme etwas Tempo raus. So etwas wie 2011 soll schließlich nicht noch einmal passieren. Besser einen Gang zurückschalten und eine gute Zeit laufen, als es erzwingen zu wollen und dann gnadenlos einzubrechen. Ich nehme mein zweites Gel zu mir und laufe weiter in Richtung Seckenheim.

Der Part durch Seckenheim baut mich auf. Die Zuschauer sind einfach super und ich klatsche etliche Kinderhände ab. Dieser Streckenabschnitt ist daher sehr kurzweilig und etwas traurig begebe ich mich auf die etwas trostlose lange Gerade zurück in Richtung Mannheim. Ein furchtbarer Streckenabschnitt. Nicht schön für das Auge und kaum bzw. keine Zuschauer. Auf der Gegengerade säubern die Besenwagen die Straße.

Bei Kilometer 15/16 nehme ich mein drittes und letztes Gel zu mir. Es ist überhaupt erst das zweite Mal, dass ich während eines Halbmarathons Gels verwende. Da ich in Heidelberg gute Erfahrungen damit gemacht habe, wollte ich es in Mannheim auch probieren. Aufgrund der warmen Temperaturen ist jedoch auch die Flüssigkeitsaufnahme wichtig und so habe ich bisher keinen Wasserstand ausgelassen.

Endlich wieder Zuschauer. Unbekannte Menschen rufen meinen Namen (steht auf der Startnummer) und feuern mich an. Fröhliche Kindergesichter beim Abklatschen ihrer Hände. Das hebt meine Stimmung und motiviert. Jetzt heißt es Tempo halten und nicht zu früh die letzten Körner verbrauchen. Schließlich möchte ich nachher noch mit einem schönen Zielsprint um den Wasserturm. Ins Ziel schleichen ist nicht mein Ding.

Ob ich mein Ergebnis vom Vorjahr verbessern werde? Es sieht nicht gut aus. Die Zeit werde ich auf den letzten Kilometern nicht mehr herauslaufen können. Ist aber auch nicht schlimm. Berücksichtige ich die sehr warmen Temperaturen, habe ich mich auf dieser Strecke mit Sicherheit verbessert. Aber die Zeit ist jetzt sekundär. Ich möchte bis zum Ziel einfach noch mal alles geben und das Optimum herausholen.

Es geht hörbar in Zielnähe. Doch daran läuft man zunächst vorbei. Das ist für die Psyche natürlich nicht so schön. In der Fressgasse kommt schließlich die Marathonweiche, bei der man für den Halbmarathon links abbiegen muss. Aufgrund einer Baustelle dieses Jahr eine Straße früher, was zur Folge hat, dass eine nervige kleine Schleife auf einen wartet, die etwas Tempo herausnimmt. Egal, jetzt ist es nur noch ein Kilometer bis ins Ziel.

Ich erhöhe nochmals mein Tempo und freue mich auf das, was mich gleich erwartet. Tolle Zuschauer links und rechts, die schöne Wasserturmanlage, die Lichter, die Musik. Dieser Zieleinlauf lässt die Qualen zuvor vergessen. Auf der Zielgeraden ziehe ich meinen “Hut” (Visor) und verneige mich dankend vor den Zuschauern. Dann ziehe ich zum finalen Sprint an, laufe erschöpft, aber glücklich und zufrieden mit erhobenen Armen durch das Ziel. 1:43:21 – das ist unter diesen Bedingungen eine für mich gute Zeit. Passt.

runalyze.de21,10 km Mannheim Halbmarathon am 08.06.2013

1:43:214:54/km162bpm27 hm

http://runalyzer.brennr.de/shared/ru

Im Ziel
Ich atmete kurz durch und ließ mir anschließend die schöne Jubiläumsmedaille umhängen, die ich wirklich sehr gelungen finde. Im Versorgungsbereich entdeckte ich hinter der Absperrung meine Mutter, die auf meine Sachen aufpasste. Ich schnappte ich mir erst einmal ein paar Becher zu Trinken und zwei Stück Hefekuchen. Das war nötig, denn ich war richtig ausgelaugt. Danach ging ich durch den Rosengarten zu meiner Mutter. Ich war so platt, dass ich mich auch gleich auf den Heimweg machte. Schließlich musste ich noch zum Bahnhof laufen und mit der S-Bahn zurückfahren. Um 22 Uhr war ich schließlich zuhause.

Fazit
Den Fluch von Mannheim habe ich anscheinend letztes Jahr abgelegt und so konnte ich erneut zufrieden ins Ziel laufen. Klar, das Wetter war nicht optimal und mit 10-15 Grad weniger wäre eine viel bessere Zeit möglich gewesen. Aber das muss man nehmen, wie es kommt. Und letztendlich sind 26-27 Grad und Sonnenschein viel schöner, als der Dauerregen in den Wochen zuvor. Allerdings liegen mir solch warme Bedingungen nicht und deswegen war es richtig hart.
Die Jubiläumsausgabe war soweit ganz gut gelungen. Doch zwei, drei Wermutstropfen gab es dann doch. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass es gegen Ende plötzlich keine Medaillen mehr gab. Ursache war hierfür, dass der Veranstalter nicht damit gerechnet hatte, dass noch so viele Läufer nachmelden. Ok, es war ein neuer Teilnehmerrekord. Aber wenn man es ermöglicht, dass man sich kurzfristig nachmelden kann und zudem kräftig dafür wirbt, dann muss man dafür auch gewappnet sein. Mir tun die Finisher leid, die erschöpft und stolz ins Ziel kamen und keine Medaille erhielten. Diese können sie sich zwar zuschicken lassen, aber dieses Erlebnis fehlt einfach.
Hohe Teilnehmerzahlen scheinen wohl am wichtigsten zu sein. Daher auch das große Angebot an unterschiedlichen Wertungen. Inliner und Handbiker sind inzwischen eine feste Größe. Sofern man sich nicht in die Quere kommt, ist das eine schöne Ergänzung und voll ok. Duo-Marathon aktzeptiere ich auch noch. Doch den Team-Marathon finde ich einfach zu viel. Bis zu sechs Läufer teilen sich die volle Marathondistanz auf. Das bedeutet, dass es auf der Strecke fünf Wechselstationen gibt. Das führt dazu, dass es eng wird und zum Teil staut. Außerdem bringen diese Läufer einen aus dem Rhythmus, da der übernehmende Team-Partner natürlich frisch und bei vollen Kräften zügig losläuft. Das Ganze hat auch mit einem Marathon meines Erachtens nichts mehr zu tun. Wie gesagt, Marathon und Halbmarathon sind ok. Da sind Läufer des gleichen Schlags unterwegs. Aber alles darunter wirkt sich eher negativ auf die ambitionierten Läufer aus.
Und da komme ich zum dritten Punkt, der mich eigentlich am meisten ärgert. Der Mannheim Marathon kauft ja nicht große Stars ein, sondern möchte lieber lokale Läufer in der Ergebnisliste oben sehen. Mein Kumpel ist auf der vollen Distanz Gesamtzehnter geworden. Schaue ich mir dann noch das Leaderboard an, so ist er fünftbester Deutscher und AK-Sieger bei M35. In den Jahren zuvor gab es immer eine spezielle Wertung, den Regio-Cup. In dieser Ergebnisliste wurden alle Läufer aufgeführt, die aus der Region kamen (PLZ-Gebiet 67, 68, 69). Dieses Mal finde ich hierzu nichts. Wenn mich jedoch nicht alles täuscht, müsste er diese Wertung gewonnen haben. Doch anstatt dass er bei der Siegerehrung auf die Bühne gerufen wird, stehen dort u.a. 6 Team-Marathon-Läufer mit einer Gesamtzeit von knapp über drei Stunden. Was soll das? Noch nicht einmal in der lokalen Presse wird er erwähnt (obwohl doppelseitiger Bericht). Mein Unmut hat jetzt nichts damit zu tun, dass es mein Kumpel ist. Ich finde es allgemein sehr schade, dass die Leistungen der lokalen Läufer nicht erwähnt und gewürdigt werden.
Ansonsten gibt es natürlich auch viel Positives zu berichten. Die tollen Zuschauer, die Atmosphäre beim Zieleinlauf, die schöne Medaille,… Aber darüber habe ich ja in meinen vergangenen Berichten genügend geschrieben und etwas Kritik darf bzw. muss auch mal sein. Dennoch ist und bleibt der Mannheim Marathon für mich ein Heimspiel und gehört fest zu meinem Laufjahr, wie auch der Heidelberg Halbmarathon und der Badenmarathon. Bis nächstes Jahr! :cool:

10. MLP Marathon Mannheim Rhein-Neckar 10. MLP Marathon Mannheim Rhein-Neckar 10. MLP Marathon Mannheim Rhein-Neckar

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9 Kommentare zu “Bericht “Mannheim Halbmarathon 2013”

  1. Laufhannes

    Glückwunsch zu dem Ergebnis!

    Das Wetter kann man sich ja leider nicht immer aussuchen – wenigstens gibst du zu, dass es besser als bei dem vorigen Regen war ;-)

    Zur Erwähnung von lokalen Läufern: Das ist sicherlich auch nicht immer ganz einfach herauszufinden, oder? Hat man sich dort mit voller Adresse registriert? In Rodgau wurde ich in einem Zeitungsbericht als schnellster Läufer der Region bezeichnet, nur wegen des erfundenen Team-Namens “Die Rodgau-Bande” – das kann eben auch schief gehen ;-)

  2. Peter Grosse

    Persönliche Bestzeit verfehlt! :cry:

    Am Anfang lautete das Ziel, 1:40 Stunden zu laufen, aber 1:43 Stunden ist doch noch ein gutes Ergebnis. :lol:

    Für persönliche Bestzeiten muß das Training d.h. hier sollte keine Trainingseinheit ausgelassen werden, passen.

    Der MLP Marathon findet am Abend statt. Du vergleichst gerne die Zeiten mit dem HM der um 10 Uhr startet. Dein Körper ist von den ganzen Aktivitäten nicht mehr der, wie am frühen Morgen.

    LG Peter

  3. Brennr Autor des Beitrags

    @Laufhannes: Ja, zumindest bei den Voranmeldungen ist das der Fall (wenn ich mich recht erinnere). Wie das bei den Nachmeldern vor Ort aussieht, weiß ich nicht. Aber wie gesagt, in den Jahren zuvor gab es das und es wurde nach Postleitzahl gefiltert.

    @Peter Grosse: Eine neue PB war auch nicht mein Ziel. Ich weiß schon, dass es ein Unterschied ist, ob man morgens oder abends startet. Auch die Jahreszeit spielt eine große Rolle. Beim HM-Training kann meines Erachtens auch mal eine Einheit ausfallen, ohne dass gleich das PB-Vorhaben gefährdet ist. Wäre es nicht so warm gewesen, ich wäre unter 1:40 gelaufen. Ob es für eine neue PB gereicht hätte? Schwierig zu sagen. Ich glaube eher maximal knapp daran vorbei. Aber wie gesagt, das war nicht das Ziel und ich weiß, dass Mannheim hierfür nicht ideal ist.

  4. Greifer

    Wieder ein toller Bericht mit persönlicher Note – eine bessere Darstellung der Veranstaltung als bei Laufreport.de – die Veranstalterlobpudelei kann man leider nicht mehr lesen…

    Wenn Du 3h nach Marathonstart in den Zielbereich kommst und es herrscht eine 25m Schlange vor dem Massagezelt und Du siehst, daß ca. 15m davon Team-Marathonis sind (die wahrscheinlich gerade die 6km-Runde hinter sich haben), dann fragt man sich schon, bei welcher Veranstaltung man eigentlich gerade ist.

    Weicheierausbrüter, Luftballonaufbläser… ein Hurra auf Peter Greif!

  5. Marek

    Ich kann dich gut verstehen, diese Integration von allen möglichen Distanzen, u.a. auch die Staffeln, sieht leider stark nach Gewinnmaximierung des Veranstalters aus. Grundsätzlich ist es keine schlechte Sache, auch kürzere Distanzen zu integrieren, aber das sollte immer mit Rücksicht auf die längeren Strecken gemacht werden. Nur das ist eben schwer zu realisieren. Staffeln haben bei einem Marathon einfach nix zu suchen. Glückwunsch zu der Zeit!

  6. Wolfgang

    Deine Eindrücke kann ich nur bestätigen, ich bin letztes Jahr in Mannheim den Marathon gelaufen, Gänsehaut in Seckenheim und der trostlose Streckenabschnitt zurück nach Mannheim. Der Zieleinlauf hat dann allerdings auch was..Glückwunsch nochmal zu der tollen Leistung und in Karlsruhe wird ja dann die 1:40h fallen. Ich selbst werde auch den Halben in meiner Heimatstadt laufen und die 1:30 knacken ;-) vielleicht sieht man sich ja mal.

  7. Whiteytah

    Gratuliere zu einem schönen und guten Lauf!
    Das mit den Staffeln ist sicherlich immer ein zweischneidiges Schwert – ich verstehe Deinen und Mareks Standpunkt, andererseits motiviert man so (natürlich neben der Gewinnmaximierung) auch Läufer die sich die “richtige” Strecke nicht zutrauen mal mitzulaufen.
    Natürlich ist das auch eine Frage der Organisation. In Düsseldorf fand ich es zum Beispiel gut, dass die Staffeln HINTER (auch zeitlich) den normalen Marathonis starten. So kommt man sich nicht ins Gehege (sammelt bestenfalls als Staffelläufer einige langsame Marathonis ein, die das aber kaum stört – immerhin sind sie dann nicht alleine auf der Strecke unterwegs) und auf keinen Fall werden die ambitionierteren Läufer im Rhythmus gestört. Das finde ich auch wichtig.
    Ich teile auch die Meinung, dass es mal gar nicht geht, dass die Staffelläufer dann die Getränkeausgabe oder die Massagestationen blockieren, solange diejenigen, die deutlich weiter gelaufen sind noch nicht versorgt wurden. Aber auch dieses Phänomen wird durch einen nachgelagerten Start der Staffeln weitestgehend behoben.
    Fazit: grundsätzlich finde ich Staffeln nicht so problematisch, aber die Organisation muss stimmen.

    Nochmal: toller Bericht über einen guten Lauf!

    Viele Grüße,
    Thomas

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