Achillodynie – vertrauter Feind

© Dan Marsh - Fotolia.comEs passierte vor fünf Wochen. Ich lief sonntags die 10er Runde im Dossenwald im 5er Schnitt. Nichts Außergewöhnliches, einfach ein flotter Lauf bei leicht hügeligem Streckenprofil. Und dennoch stimmte an diesem Tag etwas nicht. Eine altbekannte Schwachstelle machte sich plötzlich wieder bemerkbar. Linker Fuß, Innenseite, unterer Wadenbereich bis Ferse. Die Achillessehne bzw. die umliegende Gewebeschicht. Auf dem letzten Kilometer zunächst ein Ziehen, das dann zu einem leicht brennendem Reißen wurde. Ich war froh, dass kurz darauf die Runde zu Ende war, fuhr mit dem Rad nach Hause und dachte mir nichts weiter.

runalyze.com10,17 km Trail-/Waldlauf 25.06.2017

51:145:02/km146 bpm37 m

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Doch im Laufe des Abends nahmen die Schmerzen plötzlich zu. Ich kühlte die Sehne und dachte mir nichts weiter dabei. Am nächsten Tag war das Abrollen des Fußes nach dem Aufstehen recht schmerzhaft. Es dauerte eine Weile, bis ich normal gehen konnte. Nun begann ich mir Gedanken zu machen. Lag es vielleicht am Schuh? Der Salomon Sense Pro ist recht straff gedämpft und hat eine geringe Sprengung. Möglich. Aber deswegen gleich solche Probleme?

Jedenfalls beschloss ich, Montag und Dienstag nicht zu laufen und dann am Mittwoch 8 Kilometer im normalen Tempo (ca. 5:30 min/km) zu laufen. Und zwar in einem gut gedämpften und nicht zu flachen Schuh. Das war ganz ok, aber dennoch spürte ich die Stelle beim Laufen. Zuhause kam dann nach der Belastung wieder der Schmerz. Also wieder Kühlen. Außerdem eine kurze Laufpause, bis die Beschwerden weg sind.

runalyze.com8,33 km Dauerlauf 28.06.2017

44:465:22/km139 bpm8 m

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Nach sechs Tagen versuchte ich erneut mein Glück. Noch langsamer (6:00 min/km), noch kürzer (5 Kilometer). Zu früh gefreut. Wieder dieselben Probleme. Das gibt es doch nicht! Nun war mir klar, eine längere Laufpause droht. Wie auch schon 2009 und 2014. Ich konnte mich erinnern, dass es immer drei Monate dauerte, bis ich wieder beschwerdefrei laufen konnte. Die lange Zeit liegt unter anderem daran, dass das Gewebe der Achillessehne 2-3 Monat braucht, um sich zu erneuern.

runalyze.com5,11 km Regenerationslauf 04.07.2017

30:285:58/km136 bpm49 m

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Nachdem ich früher bereits einige Mittelchen erfolglos ausprobierte, versuche ich es nun mit Orthomol Tendo, das speziell für Sehnen und Bindegewebe gedacht ist. Wirkung bis jetzt (nach drei Wochen) gleich Null. Hinzu kommt, dass die Einnahme echt kompliziert ist. Die Enzymtablette soll man eine halbe Stunde vor der Mahlzeit nehmen, die zwei Kapseln während oder danach. Außerdem noch das Pulver, das man ebenfalls zur oder nach der Mahlzeit in 300ml Wasser einrühren und trinken soll. Das Pulver klumpt wie die Hölle und ist lediglich durch Schütteln in einer Flasche auflösbar. Bei der Enzymtablette habe ich das Problem, dass ich sie meist vergesse bzw. ich nicht rechtzeitig vor einer Mahlzeit daran denke. Wenn das Zeug nicht so teuer wäre, könnte ich damit leben und abhaken.

Parallel dazu dehne ich die Sehne und die Wade. Ein kurzzeitiger positiver Effekt ist, dass ich danach wieder normal abrollen kann. Zumindest kurzzeitig. Das Kühlen der Sehne mit Eis ist nicht nur angenehm, sondern lässt ebenfalls den Schmerz für eine Weile verschwinden. Langfristig habe ich jedoch noch keine Verbesserung verspürt. Echt frustrierend, wenn sich nichts wirklich tut.

Nach inzwischen fünf Wochen Laufpause und keinerlei Besserung, werde ich nun wohl doch einen Arzt aufsuchen. Das Orthomol Tendo werde ich nehmen, bis die Packung leer ist. Schaden kann es ja nicht. Und da die Laufpause nichts brachte, gehe ich vielleicht auch mal wieder gaaanz langsam wenige Kilometer laufen. Irgendwann wird es wieder werden. Für mein Saison-Highlight (HM beim Sparkassen-Marathon in Heidelberg) könnte es allerdings knapp werden. Und wenn, dann sicher nicht auf PB. Schade. :-(

PS: Auf Sportordination.com wird das Thema “Achillodynie” ausführlich und gut erklärt.

11 Kommentare zu “Achillodynie – vertrauter Feind

  1. Martin

    Argh, wie blöd. Tröste dich, bei mir ist ja dieses Jahr auch der Wurm drin. Berlin habe ich ja gecancelt, falls du es noch nicht gelesen hast.

    Gute Besserung!

    1. Brennr.de Autor des Beitrags

      Doch, habe ich mitbekommen. Ist echt blöd. Ich hatte für Berlin sogar einen Startplatz gewonnen. Den gab ich aus Terminüberschneidungen meinem Kumpel, zum Glück. Geduld ist gefragt. Ist ja nicht das erste Mal. Leider.

  2. Op

    Oh mein Gott…
    Man muss immer vorsichtig sein, hauptsächlich während des langen Joggens. An Ihrer Stelle würde ich sofort ärztlichen Rat einholen, um so bald wie möglich zum Sport zurückzukehren.
    Gute Besserung!

    1. Brennr.de Autor des Beitrags

      Ich bin mir sicher, dass ich bald wieder laufen kann. Auch ohne ärztlichen Rat. Doch wenn ich dauerhaft beschwerdefrei laufen möchte, bleibt ein Besuch beim Experten nicht aus. Das stimmt.

  3. Bernd

    Hallo Christian,
    das Thema kenn ich gut, weil es mich auch seit ca. 8 Jahren verfolgt (seit ich mal bei einem Volkslauf “vergessen” hatte meine Einlegesohlen in die Schuhe zu legen). Danach habe ich mir eine neue Lauftechnik angeeignet, damit ich die Einlegesohlen grundsätzlich entsorgen konnte.
    Vor ca. 1,5 Jahren bekam ich Beta-Blocker (in Augentropfen!), die dazu führten, daß ich nur noch zwei mal pro Woche drei Kilometer laufen konnte (und danach drei Tage humpeln). Die alte Vorschädigung der Sehne schlug voll durch.
    Als ich die Beta-Blocker endlich wieder los war, hat es trotzdem noch sehr lange gedauert, bis ich wieder an regelmäßige Läufe denken konnte. Was mir sehr geholfen hat, waren die exentrischen Übungen, die ich aber leider nicht lange genug durchgeführt hatte.
    Das Akutmittel meiner Wahl war Rechtsregulat (in äußerlicher Anwendung). Nach dem Lauf, wenn die Sehne wieder mal angeschwollen war, etwas Wasser verdünntes Regulat auf die Sehne sprühen, zwei bis drei mal pro Woche auch mal abends für eine Stunde einen Wickel mit dem Zeug auflegen – ist wirklich super …

      1. Bernd

        Am besten wissen es natürlich die Hersteller:
        https://www.regulat.com/wirkungsweise.html

        Ich hatte aber auch noch ein wenig Literatur dazu gesucht und bin hier fündig geworden:
        Seidler, Blank, Scheller, u.a.: Diagnose “Endlich gesund!”
        (gibts beim größten Online-Händler auch als kostenloses eBook).

        Da stand dann was über die äußerliche Anwendung drin …

  4. Karina

    Das ist ja wirklich sch…! Halt uns auf jeden Fall auf dem laufenden wie es weiter geht. Ich kämpfe selbst auch seit einem halben Jahr damit, mal mehr, mal weniger. :-(

    1. Brennr.de Autor des Beitrags

      Letzten Sonntag könnte ich zum ersten Mal seit über zwei Monaten ohne Schmerzen an der Sehne laufen. Aber ich traue dem Braten noch nicht so ganz. Werde es natürlich langsam und dosiert angehen.

  5. Laufhannes

    Was machst du denn konkret für die Achillessehne, außer zu dehnen und zu pausieren? Das Dehnen selbst sollte vorsichtig passieren (und nur, solange es nicht tierisch schmerzt). Das Kühlen hilft gegen akuten Schmerz und ist meiner Meinung nach vor allem direkt im Anschluss an eine Belastung (z.B. ein ganz lockerer Lauf) sinnvoll.

    Besonders effektiv ist für die Heilung und Kräftigung von Sehnen gezieltes exzentrisches Training. Die Übung “Wadenheber” sagt dir bestimmt etwas, oder? Führe die Übung täglich durch, jeweils für den linken und rechten Fuß einzeln:
    – 3 Sätze à 15 Wiederholungen bei gestrecktem Knie
    – 3 Sätze à 15 Wiederholungen bei gebeugtem Knie

    Siehe dazu z.B. https://gelenk-doktor.de/sprung-gelenk/achillodynie/achillodynie-therapie-konservativ-operation-der-achillessehne-stosswellentherapie (Abschnitt “Funktionelles Beinachsentraining”) oder http://www.laufverletzungen.de/files/64114013_tendo_achilles_fersensporn_x3.pdf

    Am besten mobilisierst du dafür vor der Übung die Wadenmuskulatur mit der Blackroll oder einem Lacrossball. Es ist anstrengend, aber es hilft. Die Zeit, diese Übung täglich durchzuführen, wirst du haben. Das sollte dir das Laufen wert sein. Und dabei hilft nur Geduld. Die Sehne braucht ihre Zeit, bis sie wieder schmerzfrei ist. Das lässt sich nicht ändern.

    Bei mir schmerzt es zwar an einer anderen Stelle, aber die Sehnenproblematik ist eine ähnliche und die Behandlung schlägt bisher gut an. Wenn du die Möglichkeit hast, Physiotherapie verschrieben zu bekommen: Nutze das! Normale Arztbesuche helfen hingegen meiner Meinung nach wenig weiter.

    Zu Orthomol Tendo: Ich finde die Einnahme wirklich nicht kompliziert. Bei drei Mahlzeiten am Tag wirst du doch eine finden, bei der du problemlos eine halbe Stunde vorher an die Einnahme der Enzymtablette denken kannst? Ob es nun 20 oder 40 Minuten ist, macht sicherlich auch keinen Unterschied. Und das Pulver löst sich bei mir bei kräftigem Umrühren problemlos auf, bei mir stehen aber auch nur 150-200ml drauf, keine 300?

    1. Brennr.de Autor des Beitrags

      Ja, genau diese Übungen mache ich. Auch die Blackroll kommt zum Einsatz. Ich habe das Gefühl, dass es endlich besser wird. Die Frage bleibt aber, wieso ich das alle paar Jahre bekomme.
      Physio würde ich gerne machen, aber das ist zeitlich und organisatorisch schwierig durchzuführen.
      Was das Orthomol betrifft, so hast Du recht, dass es nur 150-200ml sind. Dennoch klumpt das bei mir extrem. Ich mache es in eine 0,5er Plastikflasche, fülle Wasser hinzu und schüttle es ordentlich. Dann klappt das. Und bzgl. der Einnahme der Enzymtablette; komm Du mal in mein Alter, dann wirst Du sehen, wie schnell man sowas vergisst. 😆

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