In meinem letzten Artikel hatte ich ja über meine Achillessehnenbeschwerden und die möglichen Ursachen geschrieben. Dabei hatte ich jedoch eine Ursache vergessen, die viele gar nicht kennen. Fluorchinolone. Was das ist? Es gibt Antibiotika, die Fluorchinolone enthalten. Eigentlich dürften sie in Deutschland nur im äußersten Notfall, wenn nichts anderes mehr hilft, verschrieben werden. Es gab hierzu nämlich einen Rote-Hand-Brief. Erschreckenderweise wissen die meisten Ärzte davon nichts und verschreiben dieses Antibiotika als Medikament der ersten Wahl.
Doch was ist so schädlich an Fluorchinolonen?
Es ist bewiesen, dass sie u.a. Sehnen (und auch Muskeln) dauerhaft schädigen können. Kollagenfasern werden abgebaut, was zu einer Sehnenruptur oder -entzündung führen kann. Gerade für Sportler eine fatale Sache. Ich werde mit Sicherheit dieses Medikament zukünftig garantiert nicht einnehmen bzw. mir verschreiben lassen. Außer es wäre das Medikament der Reserve (letzten Wahl).
Für die schätzungsweise 3,3 Millionen Patienten, die in Deutschland im Jahr 2018 im Rahmen von 3,5 Millionen Therapien mit Fluorchinolonen behandelt wurden, ist davon auszugehen, dass mehr als 40.000 Patienten zusätzlich von Nebenwirkungen wie einer Schädigung des Nervensystems, der Hauptschlagader oder einem Sehnenriss betroffen waren und sich 140 zusätzliche Todesfälle ereigneten.
(Quelle: wido.de)
Daher mein Tipp an alle Sportler (und alle anderen): Achtet darauf, was ihr verschrieben bekommt und fordert im Falle eines Antibiotikums mit Fluorchinolonen den Arzt / die Ärztin auf, euch ein alternatives Antibiotikum zu verschreiben. Ihr tut euch und euren Sehnen einen großen Gefallen! Weist ihn / sie bitte auch auf den Rote-Hand-Brief hin.
Wenn ich mir meine Historie mit meinen Achillessehnenproblemen anschaue, dann fällt mir folgendes auf. Zum ersten Mal kamen die Schmerzen 2009 in Verbindung mit einem Muskelfaserriss. Dann erst wieder 2014, 2017 und nun zuletzt 2019. Die Abstände werden offensichtlich kürzer. Ich frage mich nun, ob ich vor 2009 ein Antibiotikum mit Fluorchinolonen verschrieben bekam. Das lässt aber nur schwer bis gar nicht nachverfolgen. Und selbst wenn, es würde nichts an der Tatsache ändern, dass ich ein Achillessehnenproblem habe. Dennoch werde ich dieses Antibiotika zukünftig definitiv meiden, um meine eh schon angeschlagene Sehne nicht noch mehr zu schädigen.
weitere Quellen:
Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte: Rote Hand Brief
Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte: Risikobewertungsverfahren
AOK Bundesverband: Fluorchinolone: Risikoreiche Antibiotika
Wikipedia: Fluorchinolone #Nebenwirkungen
Gutes, wichtiges Thema für Sportler. Wenn bei stärkeren Infekten doch mal ein Antibiotika fällig wird (oder bei stärkeren/traumatischen offenen Verletzungen, um einer Entzündung vorzubeugen), sollte man seinen Arzt tatsächlich darauf aufmerksam machen, dass man möglichst keine Fluorochinolon-Antibiotika verschrieben bekommt.
Falls du in den Jahren (2009 u. kurz davor) tatsächlich ein Antibiotikum eingenommen hast und wenige Tage darauf Sehnenbeschwerden bekamst, ist es nicht auszuschließen – je nach Wirkstoff, Dauer der Einnahme und Dosis. Hinzu kommt die Info, ob man während der Jahre immer mal wieder Antibiotika einige Tage (4 – 7) eingenommen hat. Es wird eben immer auch der zeitliche Zusammenhang von Antibiotika-Einnahme und Auftreten der Beschwerden in die Bewertung einbezogen. Allgemein spielt dann noch die individuelle Anfälligkeit für Sehnenprobleme eine Rolle und das Training sowie das Schuhwerk. Wenn man noch andere Sportarten treibt (z. B. Fußball) mit höherem Verletzungspotenzial, ist vllt. auch dies als Ursache mit zu berücksichtigen.
Jedenfalls hast du aber ein wichtiges Thema aufgegriffen! Man bedenke nur, dass Antibiotika nebenbei auch zur übergeordneten Gruppe der Chemotherapeutika gehören und demzufolge bekanntlich nicht nur Krankheitserreger abtöten, sondern leider auch gesunde Zellen.
Hier noch kurz zum Nachlesen bzgl. Fluorochinolone:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/05/03/verunsicherung-bei-fluorchinolonen