Wunsch und Wirklichkeit

Den Start ins neue Jahr hatte ich mir anders vorgestellt. Ich war motiviert und voller Vorfreude auf meine zwei Saisonhighlights – den Zugspitz Basetrail im Juni und den Frankfurt Marathon im Oktober mit Ziel neue PB. Stattdessen ist meine langsame 6km-Runde an Neujahr der einzige Lauf auf meinem Jahreskonto. Die (mal wieder) entzündete Achillessehne ist hartnäckiger als gedacht und macht mir eventuell einen gewaltigen Strich durch meine schöne Saisonplanung.

Ich befürchte sogar, dass die Entzündung mittlerweile chronisch ist. Sie kommt ein Mal im Jahr, eigentlich immer im Herbst / Anfang Winter. Wieso, weiß ich nicht. Ist es, weil die Wettkampfsaison vorbei ist und ich es übertrieben habe? Diese Vermutung hatte ich auch. Doch dieses Jahr bin ich z.B. beim TrailCup von der Lang- auf die Kurzdistanz umgestiegen und hatte auch auf einen Start beim Frankfurt Marathon verzichtet.

Ist es, weil die Temperaturen zurückgehen, es feucht ist und die inzwischen etwas vernarbte Sehne wetterfühlig ist? Kann sein, aber bestimmt nicht in diesem Ausmaß. Dies schließe ich daher eher aus. Was aber auch mit der Jahreszeit zusammenhängt, sind die wenigen Sonnenstunden. Die Vitamin-D-Aufnahme ist dadurch reduziert. Vitamin D ist jedoch wichtig für die Heilungsprozesse bei Entzündungen. Ein Vitamin-D-Test hat für kurzem ergeben, dass ich einen starken Mangel habe. Diesen versuche ich nun mit einer Vitamin-D-Kur zu beheben.

Vitamin D - Testergebnis

Es könnte aber auch die Folge eines schlechten Laufstils sein. Dieser ist bei mir alles andere als gut. Ich bin Fersenläufer und die Belastung für Sehnen und Gelenke ist bei meinem Gewicht (ja, ich bin für einen Läufer relativ schwer) schon enorm. Eine schrittweise Umstellung auf einen Vor- oder zumindest Mittelfußstil wäre sicher nicht verkehrt und auf Dauer eine Entlastung für den Bewegungsaparat.

Doch wieso sind die Beschwerden nur an der linken Achillessehne? Liegt es vielleicht an einer Dysbalance, Beckenschiefstand bzw. unterschiedliche Beinlängen? Das müsste man mal abklären. Aber bisher habe ich noch keinen guten Arzt / Orthopäden gefunden. Diese wollten nur die Schmerzen mit teuren IGEL-Therapien behandeln, aber nicht die Ursache ausfindig machen. Echt traurig, dass es so schwer ist, einen guten Arzt zu finden.

Ich hatte schon viel ausprobiert. Aktuell versuche ich es mit DMSO und sowie oben schon erwähnt mit einer Vitamin-D-Kur. Ich habe bzgl. DMSO schon viel Positives gelesen und lasse mich mal überraschen. Doch eines ist klar, mit dem ZUT wird es verdammt knapp. Wahrscheinlich ist es jetzt schon zu spät. Ich müsste ja eh bei fast Null anfangen. Ich schreibe “fast”, denn ganz untätig bin ich derzeit nicht.

Laufen darf ich nicht, Schwimmen kann ich nicht (zu großer Aufwand und vor allem habe ich Treibholz-Niveau) und Radfahren will ich aktuell nicht. Zumindest nicht im Freien, da es bereits dunkel ist, wenn ich Zeit dafür hätte. Doch es gibt ja auch Rollentrainer. Und genau so einen habe ich mir aus Frust gekauft. Mir fehlte die sportliche Betätigung, der Ausgleich zum Alltag, das Für-mich-sein.

Da in der Wohnung kein Platz dafür ist, habe ich mir im Keller eine Ecke für mich freigemacht und gemütlich eingerichtet. So konnte ich endlich mal meine gesammelten Startnummern und Medaillen aufhängen. Dann noch ein Regal an die Wand gemacht, damit ich Laptop, TV oder Tablet darauf abstellen kann und schon konnte es losgehen.

Radkeller

Ich hatte schon viel über Zwift gehört und war echt gespannt. Nach erster Anfangseuphorie hat sich nun etwas Ernüchterung breit gemacht. Die Software ist nicht zwingend intuitiv und wirkt auf mich sehr überladen. Hinzu kommt, dass die technischen Anforderungen recht hoch sind. So kann ich Zwift nicht mit meinem Tablet und Netbook nutzen. Selbst auf meinem Laptop dauert es ewig, bis ich losfahren kann. Ich hatte sogar schon zweimal den Fall, dass die Daten meiner Trainingseinheit nicht gespeichert wurden.

Ansonsten ist Zwift aber recht witzig, weil Steigungen simuliert werden (der Widerstand der Rolle wird größer) und ich mir Belohnungen (Trikots, Zubehör, usw.) für meinen Avatar verdienen kann. Dieses Community-Gedöns ist jedoch (noch) nichts für mich. Aktuell reicht es mir, wenn ich fahren und dabei Filme oder Serien schauen kann. Allerdings musste ich mich das Fahren auf der Stelle erst einmal gewöhnen. Immerhin habe ich es inzwischen schon auf eine 52km-Einheit geschafft.

So gut es sich auch anhört, einen Nachteil gibt es jedoch. Um die gleiche Anzahl an Kalorien wie beim Laufen zu verbrennen, muss ich 2-3mal so lange trainieren. Doch ich habe ich nicht 2-3mal so viel Zeit. Im Gegenteil, die Arbeit und die Familie beanspruchen mich derzeit sehr. Das macht sich auch bei meinem Gewicht bemerkbar. Ich habe seit Weihnachten deutlich zugelegt. Absoluter Höchststand seit Jahren. Das frustriert natürlich. Und es ist zudem nicht einfach, während einer so langen Laufpause sich auch noch bei der Ernährung einzuschränken. Ein Teufelskreis!

Doch ich möchte nicht in Selbstmitleid zerfließen. Erstens ändert das nichts und zweiten gebe ich meine Ziele nicht so schnell auf. Disziplin und Ausdauer sind gefordert. Was dabei natürlich helfen würde, wäre ein kleines Erfolgserlebnis. Denn nach mittlerweile vier Monaten, in denen ich mit angezogener Handbremse oder gar nicht gelaufen bin, fällt es schwer, sich zu motivieren.

Da ich aber nichts erzwingen kann, habe ich mir auch schon einen Plan B gemacht. Radfahren geht ja schmerzfrei und würde somit in den Fokus für dieses Jahr rücken. Ich bin sogar schon für den Radklassiker Eschborn-Frankfurt am 1. Mai angemeldet, wenn auch nur für die kurze 40km-Distanz. Darauf freue ich mich, denn das wird eine ganz neue Erfahrung sein. Außerdem möchte ich die ein oder andere etwas längere Tour machen. Wenn man den Odenwald vor der Haustür hat, bietet sich das an.

Doch ich glaube fest daran, dass ich dieses Jahr auch wieder zum Laufen komme und an Veranstaltungen teilnehmen kann. Meine Initialen CB stehen nicht nur für Christian Brenner, sondern ab heute auch für ComeBack!

5 Kommentare zu “Wunsch und Wirklichkeit

  1. Martin

    Ui. Nicht schön das alles. Ich glaub, bei dem Punkt ist es sogar schon soweit, dass die Psyche den Heilungsprozess beeinflusst.
    DMSO hatte ich auch Anfang des Jahres bei einer Sehnenansatzreizung als letztes Mittel eingesetzt. Hat auf Anhieb geholfen. Nach 4-5 Tagen war der Spuk vorbei. Wieviel prozentig setzt du es ein?

  2. Din

    Mhm. Also dieser Winter. Aber du hast wenigstens eine kleine Alternative gefunden. Das ist schon mal gut und schützt zumindest etwas vor dem Lagerkoller?!

    Auffüllen der Speicher ist ja auch eine super Sache. Bin nach meinem Ärztemarathon nun auch dabei Vitamin D, Eisen, Selen, Magnesium,… nachzufüllen.

    Es kann nur besser werden.

    In jedem Fall alles Gute für die nächsten Wochen. Ne, CB!

    1. Brennr.de Autor des Beitrags

      Lagerkoller trifft es ganz gut. Ohne Sport würde mir auf Dauer echt was fehlen.
      Demnächst lasse ich nochmal meine Werte kontrollieren. Bin gespannt.
      Ich hoffe, dass es bei Dir auch wieder bergauf geht. Daumen sind gedrückt!

  3. Marko

    Puh, klingt echt langwierig. DMSO kannte ich noch gar nicht. Ein Bekannter hatte auch lange Achillessehnenprobleme und ist sie scheinbar durch PowerDot und Dry Needling losgeworden.

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