Bericht “Heidelberg Halbmarathon 2013”

SAS Halbmarathon Heidelberg2013 - © www.go4it-foto.deNach meinen Teilnahmen 2009, 2011 und 2012, wollte ich auch dieses Jahr wieder beim “SAS Heidelberg Halbmarathon” an den Start gehen. Hierfür hatte ich mich für einen der begehrten 3.500 Startplätze rechtzeitig angemeldet, sodass dem Vorhaben eigentlich nichts im Wege stand. Ich schreibe bewusst “eigentlich”, denn eine gezielte Vorbereitung wäre für diesen anspruchsvollen Halbmarathon nicht unwichtig gewesen, gab es aber nicht. Stattdessen hatte ich seit Mitte März für die 5km-Distanz trainiert. Lange Läufe waren selten und wenn, dann maximal 17 Kilometer. Von Höhenmetern ganz zu schweigen. Dementsprechend ging ich etwas skeptisch an den Start. Als Zielzeit nahm ich mir eine 1:55 vor, was etwas schneller als die Vorjahreszeit (1:56:50) wäre. Ob diese Zeit realistisch ist, würde sich an den Steigungen entscheiden. Aber nun erst einmal alles von vorne. Zur schönen Strecke selbst habe ich in meinen Laufberichten in den Jahren zuvor bereits genug geschrieben. Daher möchte ich mich dieses Mal auf den taktischen Teil des Laufs beschränken.

Vor dem Lauf
Der Vorabend verlief alles andere als optimal. Ich musste mit meinem älteren Sohn ins Krankenhaus. Nix Wildes, aber es musste einfach abgeklärt werden. Um 22 Uhr war ich dann zuhause und entsprechend platt. Ich bereitete nichts mehr vor und schaute noch, wann meine S-Bahn fährt. Da wir nur noch ein Auto haben und dies meine Frau braucht, musste ich dieses Jahr meine Anfahrt ändern. Blöd nur, dass am Sonntag um diese Uhrzeit die S-Bahn nach Heidelberg nur alle 45 Minuten fährt. Das bedeutete, ich darf sie nicht verpassen. Ansonsten wird es verdammt knapp.
Und es wurde natürlich knapp. Den ChampionChip beinahe vergessen und die Anmeldebestätigung nicht ausgedruckt. Für Letzteres reichte die Zeit nicht mehr. Im Laufschritt ging es zum einen Kilometer entlegenen S-Bahnhof, die ich noch knapp erreichte. In der Bahn fing ich dann zu schwitzen an. Meine Laune wurde nicht wirklich besser. Naja, immerhin nicht die Bahn verpasst.
Vom Heidelberger Hauptbahnhof fuhr dann ein Shuttle-Bus zum Startbereich. Zum Glück wollte der Busfahrer keine Startnummer oder Anmeldebestätigung sehen. Um ca. 8:15 Uhr kam ich bei der Startnummerausgabe an. Also noch etwas mehr als eine Stunde bis zum Start (9:25 Uhr). Meine Startnummer bekam ich ohne Probleme und ich zog mich in Ruhe um. Ich blieb noch eine ganze Weile im Uni-Gebäude, da es draußen doch recht kühl war. Schließlich gab ich meinen Rücksack ab und machte mich auf zum Start.

Der Lauf
Da ich bei der Anmeldung eine Zielzeit von 1:59 angegeben hatte, wurde ich für den blauen Startblock eingeteilt. Der Start selbst erfolgt blockweise, was die Massen ein wenig entzerrt. Mein Block ist als Drittes dran. Um 9:25 fällt der Startschuss und ich laufe mit einem 5:10er bis 5:15er Schnitt los. Nicht zu schnell, aber auch nicht unnötig zu langsam. Die ersten 7 Kilometer sind harmlos, denn erst am Philosophenweg wird es interessant. Hier beginnt die erste Steigung, die sich über die Serpentinen bis Kilometer 10,5 zieht. Zuvor nehme ich bei Kilometer 5 ein Gel zu mir. Nun wird es ernst. Ich achte lediglich auf meinen Puls und nicht auf das Tempo. Auf diese Weise erreiche ich in einem guten Zustand den ersten „Gipfel“.
Danach nehme ich ein weiteres Gel zu mir und es geht erstmal bergab. Während ich bei meinen letzten drei Teilnahmen noch vorsichtig war, lasse ich es dieses Mal richtig laufen. Mir ist bewusst, dass dies in die Oberschenkelmuskulatur geht, aber diese sind inzwischen bereits einiges gewohnt. Mit bis zu 4:00er Schnitt rase ich in Richtung Tal. Doch bei Kilometer 12,5 geht es nach einer leichten Kurve wieder ganz fies bergauf. Ein plötzlicher und extremer Tempowechsel, der es echt in sich hat. Kein Panik, Tempo raus und auf den Puls achten. Bis zum nächsten „Gipfel“ sind es nur ein Kilometer. Doch es ist eine richtige Quälerei, bis ich endlich oben bin. Geschafft!
Nun geht wieder die Post ab. Bergab nach Ziegelhausen im hohen Tempo. Doch ich muss aufpassen, denn der Boden ist zum Teil noch nass und rutschig. Es macht richtig Spaß, auch weil ich meiner Muskulatur total vertraue. Dann geht es über die Brücke auf die Schlossseite des Neckars. Ich weiß, was gleich auf mich zukommt und nehme bei Kilometer 15 mein drittes und letztes Gel zu mir.
Bei Kilometer 16 führt die Strecke halblinks durch eine nicht einsehbare Unterführung und danach geht es wieder verdammt fies bergauf. Wer das nicht weiß, läuft regelrecht gegen eine Wand. Tempo raus, auf den Puls achten und ruhig weiterlaufen. Letzteres ist allerdings schwierig, denn bis zu diesem Punkt musste ich schon einige Körner lassen. Aber diese 3 harten Kilometer schaffe ich jetzt auch noch. Bei ungefähr Kilometer 18 wird man verführt, wieder Tempo aufzunehmen, doch der Anstieg ist noch nicht vorüber. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass eine Zeit unter 1:55 möglich ist.
Bei ungefähr Kilometer 19 ist das Schlimmste überstanden und es geht von nun an nur noch bergab. Ich schaue nochmals auf die Uhr und bin etwas verdutzt. Ich hatte mich doch tatsächlich verrechnet. Wenn ich jetzt richtig Gas gebe, könnte sogar eine Zeit unter 1:50 möglich sein! Was für ein Anreiz für die letzten 2 Kilometer. Ich starte meinen Nachbrenner und düse in Richtung Ziel. Auf nassem Kopfsteinpflaster gehe ich volles Risiko und muss in den Kurven höllisch aufpassen. Einen Läufer nach dem anderen kassiere ich ein und erreiche die Altstadt. Jetzt nur noch eine lange Schlussgerad mit abschließender Linkskurve und ich bin im Ziel. Bei 1:49:40 stoppe ich meine Uhr. Geschafft!

Nach dem Lauf
Nachdem ich realisiert hatte, dass ich tatsächlich noch unter 1:50 geblieben bin, war ich richtig glücklich und auch stolz auf meine Leistung. Doch bereits wenige Momente später wurde meine gute Stimmung ein wenig gedrückt. Wie auch bei meinen Teilnahmen in den Jahren zuvor, fühlte ich mich im Zielbereich ein wenig verloren. Wieder keine Medaille. Nichts. Das war’s. Irgendwie unbefriedigend. Und das ging nicht nur mir so. Ich beobachtete ein paar Minuten die nachfolgenden Finisher. Fast immer das gleiche Bild. Es fehlte einfach etwas. Ein kleiner Lohn. Ok, nicht jedem ist eine Medaille wichtig, aber für diesen Lauf wäre sie absolut angebracht. Es ist einfach schade, dass man nichts in der Hand hat, das die erbrachte Leistung würdigt. Im Internet kann man eine Urkunde ausdrucken lassen. Mal ehrlich, wer macht das? Und so verlasse ich mal wieder mit gemischten Gefühlen den Zielbereich.
Da es recht kühl war, wollte ich auch nicht zu lange rumstehen und machte mich recht zeitnah auf den Weg zur Gepäckrückgabe. Dort herrschte das absolute Chaos. Das Gebäude war so voll mit Läufern, dass es kein Vor und Zurück gab. Ich reihte mich in der Schlange ein und wartete eine halbe Ewigkeit, bis ich dran war. Viele Taschen wurde nicht sofort gefunden, da die Kinder bei der Abgabe wohl kein System bzgl. Ablage hatten. Schließlich musste ich meinen Rucksack selbst suchen. Klar, die Örtlichkeiten sind nicht optimal und daher ist der Lauf auch auf 3500 Teilnehmer begrenzt, dennoch könnte man dies sicher besser lösen.
Nachdem ich endlich meinen Rucksack hatte, zog ich mir trockene Sachen an und machte mich auf den Weg zum Bißmarkplatz (was ca. 1 Kilometer zu Fuß ist). Es wurden zwar Shuttle-Busse angeboten, doch diese fuhren erst ab 12:30 Uhr los. So lange wollte ich nicht warten. Kurz vor 13 Uhr war ich schließlich zu Hause und frühstückte ausgiebig, nachdem ich geduscht hatte. Anschließend schlief ich eine Stunde auf der Couch. Der Lauf hatte es nunmal in sich.

Fazit
Der Heidelberger Halbmarathon ist eigentlich mein Lieblingslauf. Die Strecke ist wunderschön, die Stimmung klasse und das Profil anspruchsvoll. Wenn man da ins Ziel kommt, weiß man, was man geleistet hat. Die Zeit steht zwar nicht ganz so im Vordergrund (da die Strecke nicht PB-tauglich), aber dennoch versuche ich mich Jahr für Jahr zu verbessern. Doch was fehlt zum perfekten Lauf? Die Medaille! Ich möchte nach dem Lauf eine Belohnung dafür haben, dass ich die anspruchsvolle Strecke bezwungen habe. Ich weiß, nicht allen ist eine Medaille wichtig und nicht bei jeder Laufveranstaltung muss es Medaillen geben. Aber beim Heidelberger Halbmarathon wäre es absolut angemessen. Hierfür würde ich auch gerne 5€ mehr bezahlen (und das Startgeld wäre dann noch immer verhältnismäßig günstig). Vor allem könnte sie so richtig schön sein, mit der Alten Brücke und dem Schloss als Motiv. Ich werde versuchen die Veranstalter zu überzeugen, dass eine Medaille eine schöne Sache wäre. Wer weiß, vielleicht bekomme ich nächstes Jahr bei meiner fünften Teilnahme endlich meinen verdienten Lohn? Es wäre schön. Und bis dahin singe ich vor mich hin… :)

“Alt-Heidelberg, du feine,
du Stadt an Ehren reich.
Am Neckar und am Rheine,
kein’ and’re kommt dir gleich.”

(Quelle: Badnerlied)

10 Kommentare zu “Bericht “Heidelberg Halbmarathon 2013”

  1. Ruben

    Gratuliere. Philosophenweg ist wahrlich keine einfache Aufgabe… aber du bist ja mittlerweile Experte, was auf dieser Strecke auf dich zukommt. Und so deutlich unter deinen Erwartungen liegen, meine Güte… du übst dich derzeit wohl sehr im Understatement oder wie?

  2. Brennr Autor des Beitrags

    @Ruben: Ich war wirklich überrascht, wie gut es lief. Gerade weil ich wusste, was mich erwartet, war ich skeptisch. Ich lief im Vorfeld nur selten etwas längere Läufe und machte eher auf Tempo, als auf Ausdauer. Hätte nicht gedacht, dass das so durchziehen kann. Aber Du hast recht, die Streckenerfahrung spielte sicher eine große Rolle.

  3. Heiko

    Da haste ja einen guten Halbmarathon rausgehauen. Medaillen sehe ich auch nicht als so wichtig an, aber viele andere Läufer wie Du z.B. sehen dies komplett anders. Ich denke aber das eine Urkunde schon sein sollte. Vielleicht lässt sich der Veranstalter mal überreden. Hier in der Region klappt es sehr gut mit Soforturkunden nach einem Lauf.

  4. Henrik

    Die Erwartungen mal ganz tief ansetzen und dann übertreffen – so läuft das :cool: 400 HM sind natürlich eine Hausnummer auf einem HM. Hast du gut gemacht!

  5. Manu

    Glückwunsch zur tollen Zeit! :smile:

    Und ja, eine Medaille sollte nach einem Halbmarathon auf jeden Fall sein! Habe bisher bei allen HMs immer eine erhalten.

  6. Jens

    ;-) und ich laufe auch nochmals mit…einer der schönsten halbmarathons die ich kenne…wir sehn uns wie gesagt in 2014 mit medaille und einem handtuch… :mrgreen:

  7. Peter Grosse

    hier hast du dir schon einen anspruchsvolle Strecke, mit dem Heidelberger Halbmarathon ausgesucht. Hier läuft man zweimal einen Berg hinauf und auch wieder runter. Nur wer sehr fit ist, kann hier eine neue Bestleistung laufen, dass ich mit 1:38 Stunden in Heidelberg mal schaffte. Ich selber habe hier in den späten 90er Jahren zweimal teilgenommen, dass schon einige Jahre zurück liegt.

  8. Chris

    Gratulation zu deinem tollen Lauf – oder Berg-und-Talfahrt wohl eher! Druck dir doch die Urkunde ausnahmsweise gleich duzendweise aus und tapeziere einen Laufmeter deines Hausflurs. Das macht doch dann Freude, dort vorbeizustolzieren!
    Gute Erholung! :lol:

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