Am 30. Oktober fand der diesjährige Frankfurt Marathon statt, an dem ursprünglich teilnehmen wollte. Leider musste ich krankheitsbedingt eine dreiwöchige Laufpause einlegen, sodass ich meine eh schon zeitlich knapp bemessene Vorbereitung nicht durchziehen konnte. Auch wenn ich vor der Erkrankung in einer super Form war, fehlten mir letztendlich einfach die so wichtigen langen Läufe. Und so entschied ich mich vernünftigerweise, aber dennoch schweren Herzens gegen einen Start. Trotzdem war ich am Wettkampftag vor Ort. Wieso? Ganz einfach. Mein Kumpel war auch am Start und wollte eine neue Bestzeit laufen. Hierzu wollte ich ihn unterstützen und am Streckenrand anfeuern. Außerdem kündigten sich einige Lauffreunde aus dem Netz an, die ebenfalls als Fan nach Frankfurt kommen wollten.
Der Start war um 10 Uhr, doch ich wollte meinen Kumpel unbedingt noch vor dem Start sehen und ihm alles Gute wünschen. Auch deswegen, damit er weiß, dass ich da bin. Gegen 9:30 Uhr war ich in Frankfurt West, wo ich auch mein Auto parkte. Von dort war es nicht mehr all zu weit bis zum Startbereich. Einen Treffpunkt hatten wir nicht ausgemacht, doch ich wusste, dass er im Asics-Block, also ganz weit vorne, starten würde. Dennoch hat es bis kurz vor dem Startschuss gedauert, bis ich ihn ausfindig machen konnte. Er wirkte hochkonzentriert, sodass ich mich nur mal kurz bemerkbar machte und danach eine gute Position am Streckenrand kurz nach dem Start suchte. Dort traf nach und nach die Elite ein. Neben den ganzen Kenianern u.a. auch Sabrina Mockenhaupt, Ingalena Heuck, Susanne Hahn, Jan Fitschen und André Pollmächer. Und dann wurde auch schon der Countdown angezählt. 3,2,1, los geht’s!
Ich hatte mir zuvor den Streckenverlauf angeschaut und konnte eine ideale Stelle ausfindig machen, um meinen Kumpel anzufeuern. Dort kam er bei KM 0.6, 3.4, 36 und 41.4 vorbei, sodass ich ihn also drei Mal sehen würde. Mit meinem extra für meinen Kumpel angefertigten Schild positionierte ich mich am Streckenrand bei KM 3.4 und wartete ungeduldig. Dann ging alles recht schnell. Nach den Elite-Läufern (wow, waren die schnell!) kam irgendwann auch mein Kumpel und ich hob mein Schild hoch und feuerte ihn kurz an. Dann war er auch schon weg. Aber so ist das wohl, wenn man bei einem Lauf eine bestimmte Person anfeuert. Für mich war dies eine Premiere. Bisher lief ich immer selbst. Ein komisches Gefühl.
Nun war Warten angesagt, da ich ihn erst wieder bei KM 36 sehen würde. Ich machte mich auf die Suche nach den Lauffreunden aus dem Netz, doch ich konnte leider niemanden an der vereinbarten Stelle auffinden. Es stellte sich heraus, dass diese noch gemütlich frühstückten und sich erst später auf den Weg machten. Ts, ts. ;-) Da mein Frühstück sehr spärlich ausfiel, nutzte ich das Angebot an Speis und Trank um mich herum. Und das war echt gut. Kuchen, Brezel, Bratwurst – alles da. Auf einer kleinen Bühne spielte eine Band und sorgte für gute Stimmung. So war das Warten nicht ganz so schlimm. Dennoch schaute ich ständig auf die Uhr und rechnete mit meiner Lauf-App auf dem iPhone aus, wann mein Kumpel kommen müsste. Immerhin wollte er seine PB von 2:45 auf 2:43 verbessern. Da muss alles passen. Dann kam die Elite. Der führende und spätere Sieger ??? lief ein verdammt schnelles Tempo. Kurz nachgerechnet war er tatsächlich auf Weltrekordkurs! Dies hat um mich herum glaub ich keiner so richtig wahrgenommen. Jan Fitschen war fix unterwegs und sah gut aus. Mocki dagegen leider nicht. Sie musste kämpfen. Aber auch bei meinem Kumpel sah es nicht gut aus. Er kam und kam nicht. Hat er sich verletzt? Ist er ausgestiegen? Oder läuft es einfach nicht gut? Das Warten war echt schrecklich. Doch dann kam er. Und er sah nicht gut aus. Er war glaub ich 7 Minuten hinter seiner geplanten Durchgangszeit. Doch ich feuerte ihn mit „Auf, da geht noch was!“ an und drückte die Daumen, dass vielleicht nochmal etwas zulegen kann, damit er zumindest mit einer Sub 2:50 ins Ziel kommt.
Auf der gegenüberliegenden Fahrbahn war KM 41.4 und ich wartete wieder ungeduldig auf meinen Kumpel. Ich rechnete und ahnte bereits, dass er nicht nochmal zulegen konnte. Oder ist er inzwischen ausgestiegen? Als Zuschauer ist man da echt auf die Folter gespannt. Nein, er kämpft und zieht den Lauf durch. Als er auf meiner Höhe war, lief ich 10-20 Meter mit und feuerte ihn an. Bis zum Ziel war es jetzt nicht mehr weit. Eine 2:50 waren zu dem Zeitpunkt leider bereits verstrichen, doch er sollte deutlich unter drei Stunden bleiben. Ich schaute nochmal kurz, ob meine Lauffreunde aus dem Netz inzwischen bei KM 36 eingetroffen sind, doch ich konnte leider niemanden entdecken. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie nur 100-200 Meter entfernt standen. :-(
Ich machte mich auf den Weg in Richtung Ziel. Irgendwie kam ich unter der Festhalle durch auf die andere Seite, wo die Läufer aus der Festhalle rauskamen. Dort traf ich die Freundin meines Kumpels, die schon ungeduldig auf ihren Freund wartete. Wir unterhielten uns, was wohl schiefgelaufen sein könnte. Irgendwann kam mein Kumpel mit einer Wäremfolie aus der Festhalle. Er sah erschöpft und niedergeschlagen aus. Wir redeten kurz darüber, was passiert war und woran es gelegen hat. Bis KM 30 lief es gut, doch dann lief es plötzlich schlechter und ab KM 35 ging nicht mehr viel. Erklären kann er sich das nicht so recht. Letztendlich spielen da so viele Faktoren eine Rolle, die man jedoch nicht immer alle unter Kontrolle haben kann. Klar, er hatte sich mehr erhofft, aber ich finde, eine 2:56:17 ist mehr als respektabel. Glückwunsch hierzu!
Mein Kumpel ging dann duschen und ich wollte noch mit meiner Familie etwas unternehmen. Bevor ich zum Auto ging, wollte ich unbedingt noch kurz in die Festhalle rein und mir den Zieleinlauf anschauen. Wow! Tolle Beleuchtung, Konfetti, Musik, applaudierende Zuschauer von den Rängen, roter Teppich,… das hat was! Einerseits war ich etwas traurig, dass ich nicht selbst an diesem Tag über den roten Teppich lief. Aber andererseits weiß ich nun, worauf ich mich freuen kann. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr. Mal sehen.
Fazit:
Es war schon etwas ungewohnt, einen Wettkampf aus der Sicht eines Zuschauers zu erleben. Aber es hat Spaß gemacht und es war eine interessante Erfahrung. Dennoch möchte ich zukünftig lieber wieder der Angefeuerte sein. Allerdings fielen meine “Fans” bisher leider immer etwas spärlich aus. Dabei ist es schon motivierend, wenn man angefeuert wird.
Zuschauen ist doch auch mal etwas oder? Für mich war es zum Berlin-Marathon auch eine Premiere, nicht auf sondern neben der Strecke zu sein. Aber mir hat es großen Spaß bereitet, zumal ich ja Henrik unterstützt habe. Nächstes Jahr sind wir dann wieder aktiv dabei Christian! Und ganz schlecht ist die Zeit deines Kumpels ja nicht :-)
Hallo, toll geschrieben! Kann es Dir richtig nachfühlen, wie es Dir als Zuschauer gegangen ist. Immer doof wenn man selbst nicht mitlaufen kann. Viele Grüße, Stefan.
Ich dachte schon, was denn mit dir los war, schon lange keinen Blogeintrag mehr. Aber jetzt weiß ich ja, dass dies krankheitsbedingt war.
Dein Schild für “Schmacko” ist ja mal geil!
Sport frei!
Thomas
Hallo Christian,
zunächst einmal “vielen Dank” für Deine Unterstützung.
Durch Deinen Bericht und die Bilder werde ich dieses Rennen immer abrufbereit haben – hierfür ebenfalls herzlichen Dank.
Schade, daß es nicht zu mehr gereicht hat… würde mich über ein baldiges gemeinsames Training mit Dir freuen. Der Spiridon-Lauf wäre ebenfalls eine attraktive Möglichkeit hierzu.
Viele Grüße,
Christian
Ich finde 2:56 nicht schlecht. ganz ehrlich gesagt wäre ich froh, wenn ich so schnell laufen könnte. Auf http://www.marathon-laufen.com/mein-marathon-blog/ berichte ich von meinem Training für den Hamburg Marathon und dort 3: 15 h zu erreichen.
Ansonsten cooler Bericht, mach weiter so
ciao