Bericht “Badenmarathon 2011”

Überglücklich im Ziel mit neuer PB!Vergangenen Sonntag fand der 29. Badenmarathon statt, bei dem ich auf der halben Distanz an den Start ging. Nachdem ich drei Wochen zuvor eine neue 10km-Bestzeit gelaufen bin, sollte dieses Mal endlich die seit 2007 bestehende Bestzeit (1:53’41”) geknackt werden. Diese war längst überfällig und die Vorzeichen standen gut. Doch wie gut genau? Hier mein Bericht zum Badenmarathon 2011.

Die Voraussetzungen für den Lauf waren einerseits aufgrund meiner aktuellen Form gut, aber andererseits auch nicht optimal. Stress, krankes Kind, wenig Schlaf. Doch dies sollte mich nicht abhalten auf Bestzeitjagd zu gehen. Die Wettervorhersage klang nicht schlecht. Kühl, leichter Regen. So mag ich das. Nur zu stark sollte es nicht regnen. Aber beeinflussen kann man das eh nicht, daher zerbrach ich mir auch nicht den Kopf.

Etwas zu spät machte ich mich auf Weg. Schuld daran war die (nicht nur) mental so wichtige Morgentoilette, die einfach nicht klappen wollte. Egal. Ist dann eben so. Parkplatzprobleme hatte ich keine, da ich meinen Stammparkplatz aufsuchte. Schließlich war dies bereits meine vierte Teilnahme am Badenmarathon und habe diesbezüglich etwas Erfahrung. Meine Startnummer holte ich bereits am Tag zuvor ab, wo sich auch mein Junior beim Bambinilauf seine Medaille verdiente. Somit musste ich mich nur noch zum Startbereich begeben. Zum Glück, denn viel Zeit blieb mir nicht mehr. Den Weg dorthin nutzte ich zum Warmlaufen. Zehn Minuten vor dem Start war ich dann dort. Es war etwas kühl, doch ich hatte ein altes T-Shirt übergezogen, um nicht frierend auf den Startschuss zu warten. Auf meiner Startnummer stand als Startblock das “C”, der jedoch für Läufer unter zwei Stunden gedacht ist. Ich hatte wohl bei der Anmeldung eine 1:50 angegeben. Ich reihte mich jedoch im hinteren Teil vom B-Block ein, da ich auf eine 1:45 aus war. Dann fiel mir auf, dass ich meine Forerunner noch gar nicht nach Satelliten habe suchen lassen. Mist. Der Sprecher zählte bereits den Countdown. Das fing ja gut an.

Der Startschuss fällt. Es dauert eine kurze Weile, dann überquere auch ich die Startmatten. Ich drücke auf den Forerunner, doch diese hat noch keinen Satelliten gefunden. Naja, dumm gelaufen. Selbst schuld. Doch nun fällt mir auf, dass auch die Uhr nicht gestartet hat. Ich tippe schnell auf den Touchring und starte erneut. Nun läuft die Uhr. Doch wie viel Zeit ist verstrichen? Nach 200-300 Metern zeigt der Forerunner endlich eine Geschwindigkeit an, die jedoch noch längst nicht stimmt. Es dauert eine Weile, bis ich vernünftige Daten habe. Auf dieser Basis ein Rennen einzuteilen wird nicht einfach werden, vor allem wenn man sich an das Laufen mit GPS-Uhr gewöhnt hat. Meine Laune ist im Keller. Ich nahm mir so viel vor und jetzt das. Ich bin kurz davor zu resignieren. Doch ich entschließe mich weiterzulaufen und bei der ersten Kilometermarke einfach zehn Sekunden zur angezeigten Zeit zu addieren. Allerdings werde ich mich auf das von dem Forerunner errechnete Durchschnittstempo nicht verlassen können. Kopfrechnen ist angesagt. So wird es mir wenigstens nicht langweilig.

Die ersten sieben Kilometer versuche ich einen Schnitt um die 4:50/km zu laufen. Für mein Minimalziel (Sub 1:50) würde ein Schnitt von 5:13/km reichen und für mein Hauptziel (Sub 1:45) selbst ein Schnitt von 4:59/km. Doch meine neue 10km-Bestzeit (44:47) drei Wochen zuvor lässt noch mehr erhoffen. Demnach könnte im absoluten Idealfall eine Sub 1:40 möglich sein. Hierfür wäre ein Schnitt von 4:44/km nötig. Heftig. Doch ich möchte dies Zeit nicht ganz aus den Augen lassen und warte ab, wie es läuft. Die ersten sieben Kilometer fühlen sich schon mal gut an.

Kilometer 8 versuche ich nun schneller anzugehen. Mit 4:37 jedoch zu schnell. Zweifel kommen auf, ob ich mir da nicht zu viel vornehme. Kilometer 9 und 10 konstant in 4:44/km. Dies ist der geforderte Schnitt für eine Sub 1:40. Doch den müsste ich nicht nur halten, sondern auf den letzten sieben Kilometern noch deutlich unterbieten. Soll ich es wagen? Ich bin skeptisch, doch ich gehe das Risiko ein. Eine Sub 1:50 würde es wohl auch im schlechtesten Falle werden.

Die letzten sieben Kilometer liegen vor mir. Jetzt heißt es Tempo nochmals anziehen. Es will nicht sofort gelingen (da war eine fiese Brücke während Kilometer 14), aber danach geht die Post ab. Mit 4:33/km komme ich meinem Traumziel immer näher. Doch es wird wohl knapp werden. Während des Laufs nehme ich lediglich ein paar Schluck Wasser zu mir. Reicht völlig. Die Temperaturen empfinde ich als sehr angenehm zu laufen und der Regen ist auch nicht der Rede wert, da gar nicht oder minimal vorhanden. Doch die Unterführung bei Kilometer 19 ist dagegen sehr unangenehm. Aber auch diese lasse ich hinter mir und konzentriere mich voll und ganz auf die letzten beiden Kilometer. Im Kopf fange ich erneut an zu rechnen. Das wird knapp, zumal ich nicht genau weiß, wie viel später ich die Uhr gestartet habe.

Die Beine beginnen zu schmerzen. Noch immer bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das Tempo bis zum Schluss halten kann. Egal, ich muss es versuchen. Es ist nicht mehr weit. Kilometer 20 laufe ich in 4:30. Nur noch ein Kilometer bis zum Ziel. Ich überhole inzwischen einige Läufer. Kilometer 21 laufe ich in 4:21. Dabei geht es vorbei am Europabad in Richtung Beiertheimer Stadion. Ich biege ab ins Stadion und es liegen nur noch knapp 150 Meter Tartanbahn bis zum Glück vor mir. Jetzt nochmal alles, wirklich alles geben. Ich zünde den Turbo und sprinte förmlich ins Ziel. Die Beine schmerzen, doch ich ignoriere sie. Ich habe nur noch die Sub 1:40 vor Augen. Es müsste reichen. Ich überquere die Zielmatten brülle ein stolzes “Jaaaaa!!!” heraus.

Ich hatte es tatsächlich geschafft. Mein Forerunner zeigte eine 1:39’25” an. Somit hatte ich 34 Sekunden Puffer zum verpassten Start der Uhr, was letztendlich locker reichte (1:39’35”). Im Ziel hing ich erst einmal über einem Absperrgitter und pumpte wie ein Maikäfer. Dann ließ ich mir meine Medaille umhängen und auch stolz fotografieren. Kurz darauf traf ich Florian, der im Ziel extra auf mich gewartet hatte. Auch bei ihm lief es richtig gut (1:23’56”). Wir tranken ein Bier zusammen, was bei der Badischen Meile leider nicht geklappt hat. Da es recht kühl und windig war, wollten wir uns nicht zu lange im Ziel aufhalten und verabschiedeten uns. Als er ging und ich so über den Rasen lief, wurde mir erst so richtig bewusst, was ich bei dem Lauf geleistet hatte. Ich konnte es nicht fassen und mir kamen sogar ein paar Tränen. Ich versorgte mich mit Getränken, Brezel und Einback und machte mich auf den Weg zurück zum Auto.

Den Rest vom Tag wartete ich ungeduldig darauf, bis die offizielle Zielzeit bekanntgegeben wird. Als ich dann gegen Abend erfuhr, dass ich es geschafft hatte, war ich erleichtert und überglücklich. Diese Zeit ist der Wahnsinn und somit habe ich meine alte PB (1:53’41”) um ganze 14 Minuten verbessert. Ich erfuhr auf der Ergebnisseite zudem, dass ich nicht nur einen negativen Split gelaufen bin, sondern die 46’29” auf den zweiten 10 Kilometern die zweitschnellste Zeit überhaupt über diese Distanz war. Dieser Lauf hatte alles zu bieten. Tiefs, Hochs, Zweifel, Euphorie, Stolz. Ich behaupte, das war mein bisher bester Lauf. Nicht nur wegen der Zeit, sondern auch taktisch. Ich habe das Gefühl, dass ich an dem Tag das Optimum herausgeholt habe. Ich bin stolz, zufrieden und überglücklich! :grin:
[egg id=”3″]
PS: Mein Equipment war einfach top und muss ich auch mal erwähnen. Die Adidas Adizero Tempo sind leicht, schön straff gedämpft und vermitteln ein tolles Laufgefühl. Auch das Adidas-Laufshirt ist sehr leicht und angenehm zu tragen. Die CEP-Tights und die Sigvara-Strümpfe bieten eine sehr gute Kompression und sorgen für leichte und weniger müde Beine. Eine sehr gute Kombination!

Skeptisch, wie es wohl laufen wird. Ich fliege der PB entgegen! Bestzeit, heute bist du fällig! Es tut weh, aber ich gebe alles. Überglücklich im Ziel mit neuer PB!

11 Kommentare zu “Bericht “Badenmarathon 2011”

  1. Running Twin Marek

    Ich würde mal sagen, du hast einfach mehr und mehr Erfahrung und vor allem aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Dazu kommt noch eine gute Form und schon fällt die Bestzeit! Sauber Christian, so kann es weitergehen! :lol: :arrow:

  2. Seb

    Respekt und Glückwunsch!!! Absolute Top-Zeit und schön, dass Du nach den Blessuren der jüngeren Vergangenheit wieder Vollgas geben kannst.

  3. Brennr Autor des Beitrags

    @alle: Vielen Dank für die Glückwünsche! :grin:

    @Running Twin Marek: Ja, es war wohl eine Kombination vieler Faktoren. Nicht zu vergessen das geringere Gewicht.

    @Laufhannes: Du sagst es! Es war echt an der Zeit, dass mal alles klappt.

    @Gerd: Nicht nur der Schmerz ist vergessen, sondern ich war auch so stolz auf mich, dass ich den Mut hatte, dieses Tempo zu gehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.